Donnerstag, 27. Dezember 2012
Das warme, müde Wesen
Du hast immer geschlafen, sagt A. jetzt. Du bist vor der Tür gestanden, wir hatten Sex, dann hast du dich weggedreht und geschlafen. Ich wusste nicht, ob du wegen mir her kamst, oder wegen meinen Bett. Zehn, zwölf Stunden hast du geschlafen, und dann bist du am nächsten Morgen am Tisch gesessen, mit verquollenen Augen, und wolltest nicht mit mir reden.
Ich wollte nicht über Politik reden.
Du wolltest überhaupt nicht reden. Du hast am Tisch gesessen, in deinem Müsli gestochert.
Du hast Zeitung gelesen, drei Stück jeden Morgen. Erzähl mir nicht, du hättest reden wollen.
Kleines.
Später in einer E-Mail steht dann: Und immer noch denke ich an deine morgenmüden Augen damals. Wie mich deine Verschlafenheit ärgerte und ich sie doch den ganzen Tag mit mir herumtrug, das Wissen um das warme, müde Wesen, das plötzlich in meinem Bett gelegen hatte, und ebenso unverhofft wieder verschwinden würde.
Und dann, Stunden später kommt die nächste E-Mail: Manchmal hätte ich dich gerne angebunden. An den Fussgelenken, damit du noch hättest arbeiten können. Ich hätte für dich gekocht, dir Bücher gebracht, deine Texte korrekturgelesen, und dich jeden morgen in die Wohnung eingeschlossen.

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